Die Bibel in meinem Leben
von Propst Peter Godzik
Vorsitzender der Nordelbischen Bibelgesellschaften
Taufe 1946: Johannes 6,35a
Konfirmation 1962: Römer 1,16
Trauung 1969: Johannes 13,34
Ordination 1975: Johannes 7,38
Einführung zum Oberkirchenrat 1987: Psalm 51,14
Einführung zum Propst 1998: Daniel 12,3
Als Theologiestudent (1968-1972 in Kiel und Hamburg) arbeitete ich am "Wörterbuch zur Bibel" (1971 hrsg. von Werner H. Schmidt und Gerhard Delling) mit und schrieb den alttestamentlichen Teil der Artikel "Land", "Liebe" und "Lohn" (damals waren wir gerade beim Buchstaben "L").
Als Vikar (1972-1975 in Bogotá und Kiel) hielt ich meinen ersten Vortrag im Rahmen einer ökumenischen Bibelwoche zum Thema "Die neue Freiheit - Römerbrief Kap. 7 + 8", in dem ich auf Analogien im Menschenbild des Apostels Paulus und des Psychoanalytikers Sigmund Freud hinwies (Sünde, Inneres, Gesetz - Es, Ich, Überich).
Als Pastor in Büdelsdorf (1975-1987) lud ich die Teilnehmerinnen einer Frauengruppe zum biblischen Kochen ein nach Rezepten aus dem Buch von Malvina Kinard und Janet Crisler: "Das Biblische Kochbuch", Freiburg 1975; unter dem Titel "Mit der Bibel und der Zwiebel" wurde darüber in verschiedenen Zeitungen, darunter auch im Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt, berichtet. Ein Beitrag von mir für die Zeitschrift "Theorie und Praxis der Sozialpädagogik" im 93. Jahrgang 1985 beschäftigte sich mit dem Wunder, heil zu werden: Biblische Anregungen für die "Gesundheitserziehung".
Als Oberkirchenrat in Hannover (1987-1993) entwickelte ich zusammen mit einer Arbeitsgruppe ein Ausbildungskonzept für Ehrenamtliche in der Seelsorge an Sterbenden, das sich im Grundkurs an der Geschichte von den Emmaus-Jüngern (Lukas 24,13-35) und im Vertiefungskurs an der Geschichte von der Heilung des Gelähmten (Markus 2,1-12) orientiert; es ist 1993 unter dem Titel "Verlaß mich nicht, wenn ich schwach werde" im E.B.-Verlag in Hamburg-Rissen erschienen.
Als Pastor in Schleswig (1993-1997) erarbeitete ich mit einem Gesprächskreis der mittleren Generation Annäherungen an Predigttexte, die in der Reihe "Gottesdienst Praxis Serie A" im Gütersloher Verlagshaus erschienen.
Als Propst des Kirchenkreises Herzogtum Lauenburg (seit 1998) habe ich im Christusjahr 2000 an 2 x 6 Abenden die Offenbarung des Johannes ausgelegt. Meine letzte "Bibelarbeit": Eine Deutung der Geschichte der Hospizbewegung in Deutschland anhand der Geschichten vom barmherzigen Samariter, von der Heilung des Gelähmten und von der Heilung des blinden Bartimäus, die im nächsten Jahr, herausgegeben vom Diakonischen Werk der EKD, erscheinen wird.
Die Bibel ist die Grundlage meiner Arbeit als Theologe. Ich könnte auch meine eigene Lebensgeschichte nicht verstehen ohne den Deutungsrahmen biblischer Geschichten. Ich habe sie gehört, erzählt, gespielt, gesungen (z. B. bei Beatmessen in Büdelsdorf und bei Kirchentagen), beschrieben und vielfältig gestaltet (z.B. bei meditativen Wochenenden für Hospizmitarbeitende in Schleswig-Holstein). In meiner Schleswiger Zeit habe ich das Bibelzentrum in Schleswig kennen und schätzen gelernt. Vom Beduinenzelt bis zum Computerchip begleitet uns die erzählende, klagende und lobsingende Weisheit der Bibel und gibt dem menschlichen Leben Halt. Ich bin Propst Heyde gerne nachgefolgt als Vorsitzender der Nordelbischen Bibelgesellschaften und Mitglied im Verwaltungsrat der Deutschen Bibelgesellschaft. Ich war froh, mit unserem Ratzeburger Bibelladen einen kleinen Beitrag leisten zu können für den Bibelverkauf und den kreativen Umgang mit der Bibel. Es betrübt mich, dass gerade in die Zeit meiner Mitarbeit eine gewisse finanzielle Krise durch Aufgabe der Bibeldruckerei in Stuttgart und durch Wegfall der Pflichtkollekten in Nordelbien fällt. Ich bin dankbar für die Zusage der Nordelbischen Kirche, die Grundlast des Bibelzentrums in Schleswig auch weiterhin zu tragen. Ich gehe davon aus, dass auch in Zukunft Spenden und Kollekten für die Arbeit mit der Bibel in Erklärung und Verbreitung eingehen werden. Bei meinem vierwöchigen Aufenthalt in Papua Neuguinea im vorigen Jahr ist mir deutlich geworden, welchen friedenstiftenden, spracheinigenden und kulturstiftenden Beitrag die Bibel leistet in einer Gesellschaft, die sich in kürzester Zeit aus der Steinzeit in die Moderne entwickeln musste. Wie heißt die Aufforderung an die "Söhne und Töchter der Pflicht" bei der Bar- bzw. Bat-Mizwa-Feier in den jüdischen Gemeinden? "Lies vor aus der Tora - es ist Dein Erbe." Könnten wir Christen, evangelische wie katholische, doch auch verstehen, dass der wahre Reichtum unseres Lebens, auch "unser Erbe", dieses Bibelbuch ist. Ich singe so gern das Lied: "Herr, dein Wort, die edle Gabe, diesen Schatz erhalte mir; denn ich zieh es aller Habe und dem größten Reichtum für. Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhn? Mir ist's nicht um tausend Welten, aber um dein Wort zu tun." (EG 198,1)
Abgedruckt in: Brief aus dem Bibelzentrum, Schleswig: Nordelbisches Bibelzentrum 2000, S. 43-44.