Batseba wird gesehen - von den Schriftstellern
"Ich bin 19", sagt Batseba im Roman von Torgny Lindgren. "Uria hat mich meinem Vater abgekauft, als ich 13 war. Damals wusste er nicht, wie schön ich werden würde." Batseba erlebt bei Lindgren ihre neue Rolle anfangs staunend, dann mehr und mehr begreifend. Sie beginnt zu zweifeln, dass Gott nur in den Männern ist. Sie durchschaut Davids Übertreibungen. Batseba übt mit Pfeil und Bogen und nimmt an königlichen Konferenzen teil. Lästige Konkurrenten fallen ihren Intrigen zum Opfer. Nach dem sechsten Kind lässt sie sich sterilisieren. Sie ist eine selbstbewusste Frau und strebt nach Macht, um am Sterbebett Davids sagen zu können: "Gott ist genau wie ich." Mit ihr befassen sich moderne Romane von Alfred Duff Cooper, Stefan Heym und Grete Weil. Sie kommt vor in Dramen von Paul Alberti, André Gide, Ludwig Lehmann und Franz Werfel. Im Hollywood-Film wird sie verkörpert von Susan Hayward. Ihr Lied erklingt im Musical von Thomas Riegler, und sie wird besungen im "Halleluja" von Leonard Cohen. In der Bibel ist nur dieser eine Satz von ihr überliefert: "Ich bin schwanger." Aber der hat es in sich und beflügelt die Fantasie der AutorInnen. Bei Alberti ist es gerade Batseba, die als Femme fatale dem König David den Todesbrief für Uria diktiert. Da wird deutlich: Sie ist nicht das passive Opfer. Sie will die Krone - und den Platz in der Heilsgeschichte. Ob Gott auch unseren Einsatz und unser Engagement für das Leben auf solch mutige und umstrittene Weise will?