1986

Abschied von Büdelsdorf

von Peter Godzik

Liebe Gemeinde! Nach fast zwölf Jahren Arbeit und gemeinsamem Leben nehme ich nun mit meiner Familie Abschied von der Kirchengemeinde Büdelsdorf. Ich habe zum 1. Juli einen Ruf als Oberkirchenrat in das Lutherische Kirchenamt nach Hannover angenommen. Ich werde dort für die Bereiche "Ausbildung der Pastoren", "Seelsorge" und "Dialog mit den religiösen Gemeinschaften" zuständig sein. Diese Arbeit geschieht planend und koordinierend für die fünf Mitgliedskirchen der Vereinigten Ev.-Luth. Kirche Deutschlands (Bayern, Braunschweig, Hannover, Nordelbien und Schaumburg-Lippe), und zwar in Zuarbeit für die Bischofskonferenz und die Generalsynode der VELKD. Ich werde auf diese Weise einen interessanten Einblick in kirchenleitendes Handeln bekommen und nach ein paar Jahren in den Dienst der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche zurückkehren.

Das alles bedeutet zunächst einmal den Abschied aus der eigentlichen Gemeindearbeit, die ich so viele Jahre gerne getan habe. Aber gerade für die neue Aufgabe werden Pastoren gebraucht, die gute Erfahrungen in ihren Gemeinden gesammelt haben. Schließlich soll Kirchenleitung nicht theoretisch vom Schreibtisch her geschehen, sondern aus lebendiger Erfahrung mit den Gemeindegliedern erwachsen. Ich denke, dass unsere Gemeinde auch ein wenig stolz darauf sein kann, dass die Wahl diesmal auf einen Büdelsdorfer gefallen ist.

Freilich bringt der Abschied auch viele Schmerzen mit sich. Ich weiß, dass manche traurig darüber sind, dass meine Familie und ich nun Büdelsdorf verlassen werden. In den zwölf Jahren sind viele persönliche Beziehungen entstanden und Freundschaften erwachsen. Ich habe einige von Ihnen gerade in schwierigen Situationen begleiten dürfen und dabei die Kraft gemeinsamen Glaubens erfahren. Aber ich weiß auch, dass all diese Begegnungen uns verändert und verwandelt haben und zu einem unverlierbaren inneren Besitz geworden sind. Für mich jedenfalls gehören die Büdelsdorfer Jahre zum Schönsten, was ich bisher erlebt habe Gewiss, es war auch Schmerzhaftes und Schwieriges dabei, aber Sie haben mir durch Gesten der Zuneigung und der Verzeihung geholfen, daran nicht zu zerbrechen, sondern daran zu reifen. Dafür danke ich Ihnen von Herzen!

Wenn Sie sich noch erinnern, wie ich damals kam, und wenn Sie heute sehen, wie ich jetzt gehen darf, dann können Sie sicher ermessen, wieviel "Gewinn" mir und meiner Familie diese Jahre hier in Büdelsdorf gebracht haben. Ein Foto aus dem vergangenen Jahr, als Gloria konfirmiert wurde, möchte Sie noch einmal alle ganz herzlich grüßen von uns. Es soll zugleich auch ein Dank sein für all die Liebe und Geduld, mit der Sie uns in den vergangenen Jahren begleitet haben.

Der Abschied fällt uns leichter, wenn wir daran denken, dass wir Sie ja nicht allein zurücklassen. Da sind die Kollegen Jordan, Kasch und Wolfschütz mit ihren Familien, die uns in all den Jahren lieb und wichtig geworden sind; da sind die vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die den eigentlichen Reichtum dieser Kirchengemeinde ausmachen; und da wird auch bald der neue Kollege sein, den Sie gewiss genauso freundlich aufnehmen werden wie mich vor Jahren, als ich hier anfing. Es wird also weitergehen in Büdelsdorf mit einer lebendigen und interessanten Gemeindearbeit und hin und wieder werden wir uns nach Ihnen erkundigen und selbst erzählen, wie es uns inzwischen ergangen ist.

Eines wissen wir jetzt schon: Wir werden in ein Reihenhaus ziehen in Hannover-Badenstedt. Da gibt es Platz genug für uns und auch ein wenig Grün für die Zwillinge. Ich werde es etwas weiter zur Arbeit haben, nicht mehr so bequem wie hier am Moorweg. "Aber etwas ist immer dabei", sagen die Büdelsdorfer und meinen den Haken, den eine Sache auch haben kann. Aber sonst wollen wir fröhlich und zuversichtlich unsere neue Aufgabe anpacken mit all den guten Wünschen im Rücken, die manche von Ihnen uns schon gesagt haben. Bei aller Trennung verbindet uns ein gemeinsamer Glaube, der uns hoffen und fröhlich sein lässt. Und so grüße ich Sie mit dem Monatsspruch für Mai 1987: "Der Geist der Hoffnung aber erfülle Euch mit aller Freude und Frieden im Glauben." (Römer 15,13)

In: Kirche in Büdelsdorf. Information - Besinnung - Meinungsbildung, Ausgabe Mai 1987.