Nach dem Ersten Weltkrieg verließ Hans Poelzig die Breslauer Königliche Kunst- und Gewerbeschule, ging nach Dresden und übernahm hier das Amt des Baurates. In Sachsen, damals dem Land hoch entwickelter Textilindustrie, interessierte man sich auch für die Entwicklung der Kunstweberei. Auf Antrag von Hans Poelzig holte das Sächsische Wirtschafts-, Handels- und Industrieministerium 1919 Wanda Bibrowicz und Max Wislicenus, die bekannten und erfahrenen Künstler, nach Dresden. Man betraute sie mit der Aufgabe, Werkstätten für Kunstweberei einzurichten und eine Webereischule zu gründen.
Dank der letztgenannten eröffnete sich die Möglichkeit und Chance, in die Massenproduktion neue, künstlerisch wertvolle Muster einzuführen, welche die Qualität der Industrieprodukte übertreffen konnten. Gleichzeitig begann eine Zeit, in der das Kunsthandwerk wieder zu Ehren gelangte und seine Erzeugnisse in modernen Innenräumen eine größere Rolle zu spielen begannen. Wanda trennte sich nur ungern von Ober-Schreiberhau, zumal sie hierher nie mehr zurückkehren sollte.
Den Künstlern stellte man drei Standorte zur Auswahl: die Schlösser Pillnitz, Großsedlitz und Grillenburg. Sie entschieden sich für Schloss Pillnitz. Das Schloss, malerisch über den Elbufern zwischen großen Grünflächen, wunderschön erhaltenen Gärten und Parks gelegen, erinnerte an das Klima von Ober-Schreiberhau. Darüber hinaus verursachte dieser Standort keine allzu große Isolation von Dresden, das zur damaligen Zeit den Rang einer "Stadt der Kunst" hatte und in der die weltumfassende Kunstbewegung aufwachte. Im Oktober 1919 zog Wanda zusammen mit ihrer Mutter und Schwester Helena, die sie begleiteten, nach Pillnitz. Max Wislicenus dagegen wohnte mit seiner Familie in einer Villa in Hosterwitz in der Nähe von Dresden.
Leider brachte der Aufenthalt in Dresden den Künstlern viele Enttäuschungen, vor allem fehlte es an freundschaftlicher Atmosphäre. Überall behandelte man die Künstlerin mit großer Reserve wie eine Fremde, fehlendes Vertrauen erlebten beide Künstler tagtäglich. Sie fühlten sich nicht gebraucht und konnten sich bis zum Lebensende in die Künstlerkreise nicht integrieren. Max Wislicenus verglich in seinen Tagebüchern den Aufenthalt in Düsseldorf, München und Breslau mit jenem in Dresden und schrieb: "In Dresden allerdings, der vielgerühmten Kunststadt mit ihrem cliquenreichen Kunstbetrieb, den ich weder in Düsseldorf, München oder Breslau gefunden habe, hatten wir reichlich Enttäuschungen, denn wir wurden immer als überflüssige Außenseiter behandelt, aber verbittert oder entwurzelt hat uns das nicht, sondern nur zur weiteren Arbeit angespornt."
Ihre Präsenz in Dresden unterstrichen beide Künstler durch eine große Retrospektive ihrer Werke im Januar/Februar 1920 in der Galerie des Sächsischen Künstlerbundes in den Brühlschen Terrassen. Man stellte im repräsentativen Gebäude auf dem südlichen Elbufer aus. Die Retrospektive war für beide ein großer Erfolg, man berichtete darüber in vielen deutschen Zeitungen.
Die Dresdener Periode hatte allerdings auch viele positive Aspekte, sie führte zu zahlreichen künstlerischen Reisen, die sich später in der Kunst widerspiegelten. Die Künstler besuchten unter anderem Paris, Florenz, Venedig, Kopenhagen, Prag, Zürich und Wien wie auch Posen und Krakau. Ein besonders beliebter Platz war für sie das malerische Dalmatien.
Die Webwerkstätten wurden Anfang 1920 organisiert. Sie befanden sich im Kavalierflügel des Pillnitzer Schlosses, rechts von den breiten zur Elbe führenden Außentreppen. Das Eingangstor, über dem das Symbol der Webkunst - eine stilisierte Spinne - angebracht war, ist bereits vom Fliederhof aus sichtbar gewesen. Schon auf dem Gang sah der Besucher stark farbige Gobelins, die ihn darauf vorbereiteten, was in den Ausstellungssälen und Werkstatträumen zu sehen war. In der Werkstatt herrschte eine arbeitsame Atmosphäre, die an kleine schlesische Dörfer erinnerte, in denen die Weberei auch weiterhin als Volkskunst betrieben wird.
In Pillnitz begann man die Arbeit auf zwei großen Webstühlen und einigen kleineren. In den Erdgeschoßräumen befand sich die Webwerkstatt, in der Mantel- und Kleiderstoffe hergestellt wurden. Die Werkstatt beschäftigte acht Weberinnen und bildete Lehrlinge aus. Man fertigte auch Gobelins nach Entwürfen beider Künstler an. Obwohl sie in der Werkstatt gemeinsam arbeiteten, unterscheiden sich ihre Arbeiten im künstlerischen Ausdruck. Die Grundidee der Pillnitzer Werkstätten bildete die harmonische Verbindung von Technik und künstlerischem Entwurf.
Neben individuellen Arbeiten übernahm man auch Aufträge öffentlicher Stellen (für Gebäude, Rathäuser und Repräsentationsräume). Trotz staatlicher Aufträge erlebten die Werkstätten in Pillnitz - ähnlich wie in Ober-Schreiberhau - auch schwierige Zeiten. Die wirtschaftlichen und finanziellen Probleme, die nach dem Ersten Weltkrieg ganz Europa erreichten, hauptsächlich die immense Inflation, wurden auch im kulturellen Bereich spürbar.
Im Jahr 1931 erhielt Wanda Bibrowicz das Angebot, an der Dresdener Kunstgewerbeakademie, die später als Staatliche Hochschule für Werkkunst bekannt wurde, Vorlesungen zu halten und ein leitendes Amt in der Webwerkstatt anzunehmen. Die Künstlerin war zu diesem Zeitpunkt bereits eine erfahrene und geschätzte Pädagogin. Schnell erlangte sie große Popularität und Zuneigung der Hörer.
Sie gab ihren reichen Wissensschatz und die Geheimnisse der Webtechnik an ihre Schützlinge weiter. Sie war ja eine Meisterin der Webkunst, konnte inspirieren und Quellen für eigene Projekte aufzeigen. Sie führte die Entwurfslehre für Innenraumstoffe wie Vorhänge, Draperien, Kappen oder Decken ein. Es waren Weberzeugnisse mit Motiven, die durch ihre neue Mustergebung im damals vorherrschenden Art déco-Stil, durch die perfekte Ausführungstechnik und die Anwendung attraktiver Materialien auf sich aufmerksam machten. Für den Schuss wurden häufig goldenes oder silbernes Garn verwendet.
Die Genugtuung, welche die akademischen Erfolge der Künstlerin brachten, wurde von einer die Arbeit nicht fördernden Atmosphäre im nationalsozialistischen Deutschland gehemmt. Auch die Anwesenheit einer Polin im exklusiven Kreis der Pädagogen der Kunstakademie an der Güntzstraße wurde nicht gern gesehen. Professor Wolfgang Balzer, Direktor des Kunstgewerbemuseums (ab 1923), schrieb in seinen Erinnerungen (1961): "Ein etwas kühleres Verhältnis gegenseitigen Respektes bestand zwischen ihr und der Kunstgewerbeakademie in der Güntzstraße. Die mondäne Erscheinung der Polin wirkte hier etwas fremd, obwohl es dem Lehrkörper mit dem liebenswürdigen Alexander Baranowski (dem Bühnenbildner), mit dem vielbeschäftigten Maler Paul Rößler und mit Frau Professor Junge, der in Paris geschulten Leiterin des Modeateliers, nicht an weltkundigen Temperamenten fehlte." Für die empfindliche Wanda Bibrowicz war dies mit Sicherheit eine unangenehme Situation. Sie verbarg jedoch gekonnt ihre Einstellung und blieb auf Distanz zu ihrer Umgebung. In vielen Momenten machte sie eine gute Miene zum bösen Spiel. Sie war immer stolz und ehrgeizig und konnte dank ihrer Klugheit Lösungen für die schwierigsten Probleme finden. Mit Ruhe und Würde ertrug sie die Bemerkungen des Akademiedirektors, der an Bissigkeit nicht sparte. Immer war sie nämlich ihrem ausgewogenen Wesen treu geblieben.
Neben der Arbeit in der Schule und in den Werkstätten hielt sie auch Vorträge in Museen, Künstlervereinigungen, Berufsverbänden und anderen Institutionen. Die Veranstaltungen ergänzte sie um die Vortragsatmosphäre auflockernde Fotovorträge. Die Themen ihrer Vorträge betrafen unter anderem "Webkunst und Stickerei", "Weberei der Germanen und frühgotische Weberzeugnisse", "Herstellung von Gobelins und ihre historische Entwicklung". Sie verfasste auch Artikel für Kunstzeitschriften (z.B. "Prometheus").