Ewiges Leben
von Gerhard Ebeling
Gewiß, die Alten wußten: das sind Bilder, wenn vom ewigen Leben die Rede ist als von einem paradiesischen Zustand, einem Freudenmahl, einem himmlischen Lobpreis, einem Schauen der Herrlichkeit Gottes. Aber ihnen waren es wirklichkeitsgesättigte Bilder. Für uns dagegen ist in Sachen ewigen Lebens die Spanne zwischen Bild und Wirklichkeit ungeheuer groß geworden. Die Bildlosigkeit droht den Glauben an das ewige Leben sprachlos zu machen. Die Sprachlosigkeit aber droht dem Glauben selbst das Ende zu bereiten. Der Gedanke der Ewigkeit ist unserer Zeit fremd geworden. Und das trifft nicht bloß ein allerletztes Glied im Bekenntnis christlichen Glaubens, sondern diesen selbst und im ganzen.
Aus: Ewiges Leben (1967), in: ders., Wort und Glaube, 3. Band: Fundamentaltheologie, Soteriologie und Ekklesiologie, Tübingen: Mohr 1975, S. 457.