Leitbilder

Überall sind sie im Gange: Leitbildprozesse. Vereine und Verbände, Firmen, Einrichtungen und Institutionen möchten ihr Handeln an Visionen, Leitbildern, großen und kleinen Zielen ausrichten und so für die Menschen erkennbar und effektiv werden. Mitten im Umgestaltungsprozess unserer Kirche und unserer Gemeinden werden wir gefragt: Was wollt ihr? Worauf soll das Ganze hinauslaufen?

Leitbilder begleiten die Kirche seit ihren Anfängen: Da ist der Fisch, in dem sich ein Bekenntnis zu Jesus Christus verbirgt. Er prangt wieder auf vielen Autos. Da ist das Kreuz, den einen Ärgernis, den anderen Torheit, das unverkennbar christlichen Glauben signalisiert. Viele tragen es als Schmuck um den Hals. Da sind auch noch Kerzen, Krippe, Stern, leeres Grab, Krone, Taube, drei Ringe, Schiff, Ähre, Brot, Kelch und Licht: lauter Symbole, die uns in unterschiedlichen Farben durch das Jahr begleiten.

Ist das schon Leitbild genug? Fehlt da nicht Inhalts- und Zielangabe? Martyria, Leiturgia, Koinonia und Diakonia – Zeugnis, Dienst, Gemeinschaft und Fürsorge: Das sind die prägenden Kennzeichen der Kirche von Anfang an. Und heutzutage fügen wir hinzu: Ökumenische Gemeinschaft und weltweiten Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

Wer oder was leitet uns? In der alten Reichskrone war der „Waise“ der Fürsten Leite-Stern. Er symbolisierte Christus, umgeben von zwölf Stämmen und zwölf Aposteln. Dieses „Leitbild“ liegt heute im Museum in Wien. Leitbilder sind gekommen und gegangen. Es kommt darauf an, die gegenwärtigen zu entdecken.

Leitbildprozesse wollen vergegenwärtigen, was uns gegenwärtig wichtig ist und noch weiter leiten wird in eine offene Zukunft.

Früher hießen Leit-Lieder „Ein feste Burg ist unser Gott“ (1529), „Mir nach, spricht Christus, unser Held“ (1668), „Jesu, geh voran“ (1753), „Ewig steht fest der Kirche Haus“ (1837), „Herr, wir stehen Hand in Hand“ (1932) und „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt (1963). So singen wir gelegentlich auch heute noch. Aber neue Lieder leiten und begleiten uns: „Vertraut den neuen Wegen“ (1989) und „Komm, Herr, segne uns“ (1978). Wir sind unterwegs als Kirche und Gemeinde in der Zeit: „Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.“

Propst Peter Godzik, Ratzeburg