Viele unserer Zeitgenossen fragen, ob die Geschichten von Jesus nicht zu fabelhaft, zu legendär sind, als dass man ihnen vertrauen kann. Allerdings ist das nicht erst in unseren Tagen so. Der Zweifel an Jesus und seiner Person ist nicht erst seit der Aufklärung oder gar im 21. Jahrhundert verbreitet. Auch unter den Zeitgenossen Jesu gab es Menschen, die ihm nicht vertrauten.
Heute können wir beobachten, dass manche Menschen sich zwar nicht auf die „unglaublichen“ Jesusgeschichten einlassen, aber gleichzeitig begeistert sind von fernöstlichen Texten und Praktiken, die nicht weniger unglaublich sind. Es ist seit einigen Jahren modern, auf fernöstliche Religionen und Philosophien zu setzen, der Bibel und der christlichen Kirche aber sehr skeptisch zu begegnen. Vielleicht hat das damit zu tun, dass in fernöstlichen Religionen dem Menschen etwas abverlangt wird für sein Heil, dafür, dass er seine Bestimmung erreicht. Nach christlichem Glauben wird uns dies aber gerade von Gott geschenkt. Wir lassen uns an dieser Stelle nicht gerne etwas schenken.
Wenn wir von Jesus noch heute reden und hören, dann doch deshalb, weil sein Reden und Tun überzeugend, identisch war. Jesu Reden und Tun lässt sich fast auf ein Wort reduzieren: Liebe. In seiner Liebe vergibt Jesus den Sündern und nimmt sie an. In seiner Liebe heilt Jesus Kranke, tröstet er Trauernde und Leidende mit der Hoffnung auf das Reich Gottes.
Diese Liebe war nicht die Liebe eines edlen Menschen, sondern die Liebe Gottes zur Welt und allen Menschen. Das ging den Jüngern an dem Wirken ihres Meisters auf.
Diese Liebe Gottes ist nicht nur ein Gedanke. Sie ist gelebt worden. Sie hat sich im Leben Jesu dem Hass und der Feindschaft der Menschen ausgesetzt. Und doch haben die Jünger Jesu in ihr die Kraft erkannt, mit der Gott unsere Welt gewollt und bejaht hat. Gott gibt diese Welt nicht auf, das wird in der Liebe Jesu zu den Menschen deutlich. In der Kraft dieser Liebe will er die Welt verwandeln und erneuern, indem er die Menschen verwandelt und erneuert.
Dunkelheiten in unserem Leben und in unserer Welt lassen uns an Gottes Liebe nicht irre werden. Hass und Gewalt nehmen uns nicht die Hoffnung auf Gottes neue Welt. Wir wagen es, auch Fremde und Andersdenkende im Licht der Liebe Gottes zu sehen, die Jesus verkörpert. Darum ist es gut, auf das prophetische Wort zu achten. Es ist wie ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint (2. Petr. 1,19). In diesem Licht sehen wir in Jesus den Morgenstern, der den neuen Tag Gottes für diese Welt ankündigt, den Tag seines Reiches.