"... Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben." (aus: Hermann Hesse, Stufen)
Kaum etwas beschreibt besser die Herausforderung, sich Veränderungen zu stellen und sich zu öffnen für das, was kommen wird, als diese Zeilen von Hermann Hesse. Es bezieht die Herausforderung mit ein, die Befähigung und Qualifizierung von Ehrenamtlichen für die Sterbebegleitung immer weiter zu denken. Die Wirkungsgeschichte des sogenannten Celler Modells zeigt, dass sich das Konzept einer dynamisch sich verändernden Bürgerbewegung Hospiz immer wieder neu gestellt und diese ihrerseits durch die eigene Klarheit als ökumenisches Vorbereitungskonzept mit beeinflusst hat. Fast 30 Jahre später wird mit dieser in Teilen völlig neu bearbeiteten Fassung dieser Zauber des Anfangs neu genährt.
Dieses Ihnen vorliegende Kursleitungskonzept zur Qualifizierung Ehrenamtlicher in der Sterbebegleitung musste Antworten finden auf die Fragen nach zeitgemäßen Texten, nach kirchenfernen Sozialisationen, nach Brüchen in den alten Konzepten und nach den Schlüsselkompetenzen in der Sterbebegleitung. Viele Hospizdienste stehen vor der Herausforderung, Ehrenamtliche für die Kinder- und Jugendhospizarbeit und die Erwachsenenhospizarbeit zu qualifizieren, wobei sich Ehrenamtlichkeit wandelt, Anforderungen an Kursleitungen in der Art der Vermittlung und in der Durchführung steigen.
Doch es gibt in der Haltung, in der Eigenauseinandersetzung, im Verständnis von Begleitung und Netzwerk viel Gemeinsames. Die gesetzliche Förderung verlangt aber auch nach spezifischer Feldvorbereitung. Aber wie ist das Spezifische zum Gemeinsamen zu gewichten, wie viel sollte jede/r Ehrenamtliche von Familiendynamiken wissen, ohne dass am Ende jede/r alles macht und kann? Die Entscheidung, Beispiele herauszuarbeiten, die sensibel machen für die Bedeutung aller im Familiensystem, macht diese Neuüberarbeitung so charmant und spannend. In der Haltung und Selbstreflexion des eigenen Handelns lassen sich viel weniger Unterschiede als Übereinstimmungen festmachen. Hingegen unterscheiden sich Praxisfelder und in der Regel die Begleitungsdauer signifikant. Hier in der Praxisphase themenspezifische Eigenheiten zu benennen und dort auch zu reflektieren, lässt für einen gemeinsam gestalteten Grund- und Vertiefungskurs genügend Raum. Dort, wo sich die Frage eines integrativen Kurses nicht stellt, ist es dem Autorenteam gelungen, dass die Qualifizierung sowohl als Erwachsenen-, als auch als Kinder- und Jugendhospizdienst ohne Brüche durchzuführen ist.
Die Malteser freuen sich, dass es auch in dieser Fortführung gelungen ist, den Geist der ursprünglichen Gemeindeerneuerungsidee als Projekt der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands zusammen mit der Diakonie Deutschland in den nächsten notwendigen Veränderungsschritt zu führen. Damit dokumentiert das Autorenteam zum einen die Verbundenheit mit den Autoren der ersten und zweiten Stunde, Andreas Ebert, Peter Godzik und Elke Schölper, den Referent*innen der VELKD, begeht aber ähnlich wie bei den vorangegangenen Überarbeitungsschritten sprichwörtliches Neuland. Mit der Überarbeitung für die Kinder- und Jugendhospizarbeit war es dem Malteserautorenteam um Bernhard Bayer, Torsten Hillman, Georg Hug, Christa Ruf gelungen, den systemischen Ansatz "Familie" zu denken und in den Begleitungsrahmen der Kinder- und Jugendhospizarbeit zu übertragen. Methoden wurden angepasst, Texte neu hinzugenommen.
In der Integration der beiden Konzepte von 2004 und 2009 hat nun das neue Autorenteam aus Trainern der VELKD (Diakonie) und der Malteser insbesondere den Vertiefungskurs neu akzentuiert.
Unser Dank gilt: Bernhard Bayer, Dirk Blümke, Georg Hug, Kerstin Kurzke, Ulrich Wahl und dem in der Entstehungsphase leider erkrankten Martin Ostertag sowie dem Berliner Malteser Hospizdienst für das konstruktive und kreative Bearbeiten.
Dr. Franz Harnoncourt
Vorsitzender der Geschäftsführung Malteser Deutschland gGmbH
Cornelius von Fürstenberg
Geschäftsführender Vorstand Malteser Hilfsdienst e.V.
Vorwort in: Bernhard Bayer/Dirk Blümke/Georg Hug/Kerstin Kurzke/Ulrich Wahl (Hrsg.), Sterbende begleiten lernen. Das Celler Modell zur Qualifizierung Ehrenamtlicher für die Hospizarbeit, München: Gütersloher in Random House 2018, S. 7-8.