Literatur: Johannes Schweizer, Kirchhof und Friedhof. Eine Darstellung der beiden Haupttypen europäischer Begräbnisstätten, Linz an der Donau: Oberösterreichischer Landesverlag 1956.
Zur Friedwald-Debatte
Wenn die Friedhöfe das Spiegelbild einer Gesellschaft und ihres Umgangs mit dem Tod sind, dann zeigt deren Auslagerung aus den Städten und Dörfern in Europa den allmählichen Auszug der Toten aus der Gemeinschaft an. Dieser Prozess beginnt bereits im 14. Jahrhundert, als die Pesttoten auf außerhalb gelegene Pestfriedhöfe ausgelagert werden. Im 19. Jahrhundert wird durch die Anlage von Zentralfriedhöfen weit vor den Toren der wachsenden Metropolen das Band zwischen der Gemeinschaft der Lebenden und dem Ort für die Toten schon aufgrund der kilometerlangen Entfernung, endgültig abgeschnitten.
Im 20. Jahrhundert steigt die Nachfrage nach anonymen Begräbnissen, nachdem der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod und das Totengedenken verblasst sind: "In dem Bewusstsein, vergessen zu werden, wählen die Sterblichen zu Lebzeiten diese Form der Bestattung, denn welchen Sinn machte es dann noch, durch besondere Zeichen darauf hinzuweisen: Hier liegt X.?" (Bernd Mattheus)
Eine Kultur entwickelt sich jedoch nur dort, wo sich die Menschen ihrer Verstorbenen erinnern, schreibt der Literaturwissenschaftler Robert Harrison: "Wo die Toten einfach tot sind, sind die Lebenden in gewissem Sinne ebenfalls schon tot. Umgekehrt erhält dort, wo das jenseitige Leben der Toten neues Leben empfängt, die Erde als ganze einen neuen Segen."
Ganz ähnlich sagt Reimer Gronemeyer über die moderne Ahnenlosigkeit: "Vielleicht sind solche Gesellschaften, die ihrer Ahnen nicht mehr gedenken, in der die Toten nicht anwesend sind, selber tot, selbst innerlich erstarrt, weil sie in keinen Rhythmus mehr eingebunden sind, in den Rhythmus des Werdens und Vergehens. Wir sind eine erinnerungslose Gesellschaft, eine ahnenlose und damit vielleicht auch eine ahnungslose."
- Stellungnahme der badischen Landeskirche vom 22. Juli 2003
- Pressemitteilung der (lutherischen) Bischofskonferenz der VELKD vom 8. März 2004
- Diskussionspapier der EKD vom März 2004
- Handreichung der sächsischen Landeskirche vom 30. Juni 2004
- Die deutschen (katholischen) Bischöfe, Tote begraben und Trauernde trösten. Bestattungskultur im Wandel aus katholischer Sicht, 20. Juni 2005.
- Stellungnahme der Kirchenleitung der NEK zur Einrichtung von Friedwäldern vom 14. Februar 2006 (Pressemeldung darüber)
- Pressemeldung: Erster evangelischer Friedwald in Deutschland (epd-Landesdienst Bayern 16.03.06/ EKD-Mitteilung vom Januar 2007)
- Brief an die Nordelbische Kirchenleitung vom 20. März 2006.
- Erste Waldfriedhöfe in Schleswig-Holstein. Meldung vom 24. August 2006.