Literatur zu Ansverus im Stadtarchiv Ratzeburg
Ferdinand von Notz, Ansverus der Apostel und Märtyrer Lauenburgs in Geschichte, Sage, Stein und Bild. Ratzeburg: Lauenburgischer Heimatverlag 1929.
Christoph Ernst, Ansverus-Fluch. Kriminalroman, Leer: Leda 2016, S. 6: "Dies ist ein Roman. Figuren und Handlung sind frei erfunden. Sämtliche Angaben zu Gestalten der Zeitgeschichte stammen aus allgemein zugänglichen Quellen. Bei den im Text skizzieerten Ursachen des Slawenaufstands von 1066 handelt es sich um eine fiktive Interpretation."
Ansverus - ein umstrittener Heiliger
Die klassische Deutung
Answer - lateinisch Ansverus - wurde 1038 in Haithabu bei Schleswig geboren. Als Fünfzehnjähriger kam er nach Ratzeburg und trat in das Benediktinerkloster St. Georg auf dem Berge ein. Später wurde er zum Abt des Klosters gewählt.
Ratzeburg lag damals an der Grenze ("Limes Saxoniae") zwischen den Siedlungsräumen der bereits christianisierten Sachsen im Westen und heidnischen, slawischen Stämmen im Osten. Das Nebeneinander von Christen und Heiden führte oft zu Spannungen, so auch im Sommer des Jahres 1066: Bei einem Überfall der heidnischen Abodriten wurde das Kloster zerstört. Answer und seine 18 Mitbrüder wurden gefangen genommen, ins nahe Einhaus verschleppt und dort gesteinigt. So starb Answer im Alter von nur 28 Jahren als Märtyrer.
Beigesetzt wurde Answer zunächst in der Kirche St. Georg auf dem Berge, 1170 wurde er dann in den soeben fertiggestellten Ratzeburger Dom überführt. An der Stelle der Steinigung erinnert seit dem 15. Jahrhundert ein steinernes Radkreuz an sein Martyrium: das Ansveruskreuz. Seit 1950 findet dorthin alljährlich am zweiten Septembersonntag eine Wallfahrt statt.
Katholische Pfarrei Sankt Ansverus, Der heilige Ansverus
Die kritische Deutung
Und wenn er nun gar kein Märtyrer war, der 1066 gesteinigte Ansverus? Wenn er im Gegenteil ein Eroberer war, der vor Blut und Gewalt nicht zurückschreckte? Nicht davor, seine gnadenlos dogmatische "Heidenmission" durchzudrücken, nicht davor, die Polaben, die schon 300 Jahre in Ratzeburg wohnten, als der Benediktinermönch dorthin kam, zu unterjochen?
Petra Schellen, Die Rache der "heidnischen" Polaben, in: taz vom 26. November 2016.
"Ansverus Kreuz" ist ein hartgesottener Heimatroman mit norddeutschem Kolorit, der Elemente eines typischen Historienkrimis aufweist. Die kontrovers diskutierte Thematik der Christianisierung und die rätselhaften Todesfälle wecken Interesse, das leider durch Langatmigkeit getrübt wird, da die Spannungskurve durch die genannten Unstimmigkeiten und Leerstellen zuweilen aus dem Blick gerät.
Hannah Varinia Süßelbeck, Wie der Fluch eines Märtyrers tausend Jahre später wieder Menschen umbringt. Christoph Ernsts Kriminalroman "Ansverus Fluch" führt vom Slawenaufstand von 1066 bis zu tödlichen Verstrickungen in der Gegenwart. Rezension in literaturkritik.de.
Man weiß tatsächlich nicht mehr von Ansverus und den "anderen", als daß sie zur Partei der Christen gehörten und als solche getötet wurden. Es ist möglich, daß sie persönlich unschuldig waren. Auf jeden Fall aber mußten sie - aus der Sicht der Heiden - als hervorragende Amtsträger der Kirche mitschuldig an den Taten der Kirche und ihrer Bekenner sein. ...
Es widerspräche überdies dem Charakter einer sauberen geschichtlichen Analyse, wollte man heute stillschweigend die Legenden von dem lieben, frommen Ansverus ohne ein angemessenes Fragezeichen in den Geschichtsbüchern stehen lassen. Untaten, die über das, was er nach christlichem Gesetz tun durfte und mußte, hinausgehen, kann Ansverus natürlich auch begangen haben. Das anzunehmen, hieße jedoch die Grenze überschreiten, die mit der Verpflichtung zu geschichtlicher Sauberkeit gesteckt ist. Es bedarf dessen auch nicht, um die Frage zu beantworten, warum wohl die Heiden den Ansverus getötet haben. Als Antwort genügen die christlichen Gesetze. Sie sind traurig genug, aber sie sind ein Teil der abendländischen, der deutschen (und auch der polnischen) Geschichte.
Fritz Castagne, Der Mönch Ansverus und die Heidenmission in Holstein und Lauenburg, Hannover: Hans Pfeiffer 1966, S. 18 f.