Tiere und Bäume
Das Thema der ersten Unikat-Tapisserien von Wanda Bibrowicz waren Tiere und Bäume.
Die Thematik ihrer selbständigen Arbeiten, als deren Anfangsdatum die Jahre 1904/5 genannt werden können, war unzertrennlich mit der Natur der sie umgebenden Welt verbunden, mit dem Leben und der Natur der Tiere, deren aufmerksamer Beobachter sie seit ihrer frühesten Jugend gewesen war. Um Leichtigkeit und Freiheit der Zeichnung zu erreichen, studierte sie aufmerksam die Anatomie der Tiere, ihre charakteristische Art, sich zu bewegen, wofür es in ihren Skizzen, Zeichnungen und Projekten unzählige Beispiele gibt. Wir finden in ihren Werken jedoch keine naturalistische Nachahmung der Natur, sondern die Behandlung der Natur als Inspirationsquelle.
In der Arbeit "Hasentanne" stellte sie sich gegenübersitzende Hasen unter einem von Sternen beleuchteten Tannenbaum dar. In der Arbeit "Katzen" werden zwei sich unter Baumzweigen versteckende Katzen dargestellt, die aufmerksam über ihnen sitzende Vögel beobachten. In der Komposition "Eulenbaum" sieht man auf einem Ast sitzende Eulen, denen Eichhörnchen gegenübergestellt wurden. Die gleiche formale Konzeption wendet die Künstlerin auch noch 1908 in dem Werk mit Adlern an, das in der Privatwohnung von Max Wislicenus in Breslau seinen Platz fand.
Zu Arbeiten dieser Periode gehören auch die Kompositionen "Paradiesvogel" und "Weißer Rabe", bei denen die Künstlerin, im Gegensatz zur davor angewandten Symmetrie und Farbpalette, eine größere Freiheit und mehr Mut im linearen Aufbau zeigt. Sie bewegt sich hier ausschließlich im Bereich grauer und subtil gewählter brauner Töne und ergänzt sie durch goldene Ockerakzente. Die grandiose Farbzusammenstellung in der vorgeschlagenen vertikalen Komposition des Gobelins "Weißer Rabe" sprechen den Zuschauer überzeugend an. Als eine der wenigen befindet sich diese Arbeit in der polnischen Sammlung des Zentralen Museums für Textilkunst in Lodz. Man kann behaupten, dass das für sie fruchtbare Jahr 1908 von Themen aus der Tierwelt dominiert war.