Jahrtausendwende
Um das Jahr 1000 entstanden das Evangeliar Ottos III., das Liuthar-Evangeliar und das Lotharkreuz.
Das Tausendjährige Reich
Im Jahre 998 war Rom ein deutsches Kaisertum geworden, und der deutsche Kaiser Römer. Otto III., von seiner griechisch-byzantinischen Mutter Theophano erzogen, hatte ihren Geschmack für die südlichen Länder geerbt, und darum wohnte er meist in seinem Palast auf dem Mons Aventinus, richtete sich als Kaiser ein und hegte Pläne, Rom in die Hauptstadt des deutschen Reichs zu verwandeln. Er war jetzt zwanzig Jahre alt, ehrgeizig, phantastisch, fromm und grausam.
Während seiner Abwesenheit war der alte Römergeist erwacht, und der edle Senator Crescentius hatte sich als Volkstribun aufgestellt, Rom von den Deutschen befreit, den Papst Gregor V. vertrieben und Johannes XVI. eingesetzt.
Der Kaiser kehrte schnell nach Rom zurück, nahm Crescentius mit seinem Papst gefangen und ließ darauf ein lebendiges Schauspiel den Römern aufführen, dessengleichen sie nicht gesehen hatten, wohl aber ihre Väter. (Weiterlesen)
August Strindberg, Historische Miniaturen. Aus dem Schwedischen übertragen von Emil Schering. Volksausgabe, München und Leipzig bei Georg Müller 22. Auflage o. J., S. 173-188: Das Tausendjährige Reich.
Um das Jahr 1000
Im Juli des Jahres 998 wurde ganz Sachsen von einem furchtbaren Erdbeben erschüttert. Unter Donner fielen feurige Steine auf die Stadt Magdeburg, die Stiftung Ottos des Großen, wo der Kaiser im Dome begraben lag - als König und Christ, wie ihn die Grabschrift rühmte, und herrlichste Zierde der Heimat.
Das folgende Jahr brachte drei das sächsische Kaiserhaus erschütternde Todesfälle: in Quedlinburg starb die Äbtissin Mathilde, Ottos I. Tochter, eine herrscherliche Frau, die für seinen Enkel, den jungen Otto III., während dieser in Italien weilte, dem Reiche vorgestanden war; im Kloster Selz bei Straßburg Ottos I. Witwe, die Kaiserin Adelheid; in Italien Papst Gregor V., der erste deutsche Papst, dem Otto III. erst im Jahre zuvor gegen einen gefährlichen Aufstand rächend und richtend den Thron des Apostels wiedergewonnen hatte. Der junge Kaiser, der im Jahre 995, nach fränkischem Recht im Alter von fünfzehn Jahren für mündig erklärt worden war, stand wie vom Tode umschauert.
Ein Jahrtausend christlicher Zeitrechnung neigte sich. Was lag näher, als die Apokalypse aufzuschlagen und im zwanzigsten Kapitel zu lesen von den tausend Jahren, nach deren Vollendung der Satan für eine kurze Zeit losgelassen wird, von seiner Herrschaft bis in die vier Ecken der Erde, von Verführung und dem Ansturm auf die Stadt der Heiligen, vom Feuer des Himmels, das des Satans Heer verzehren wird, und von der Errichtung des weißen Thrones, der Auferstehung der Toten aus Meer und Erde zum Gericht, und vom neuen Himmel und der neuen Erde? Waren die Völker nicht schon in Bewegung? Die Türken hatten sich der Botschaft des Propheten unterworfen und drangen vor. (Weiterlesen)
Reinhold Schneider, Um das Jahr 1000, in: Die Bamberger Apokalypse. Sechzehn farbige Miniaturen auf Tafeln. Mit einem Essay von Reinhold Schneider. Nachwort und Bilderläuterungen von Alois Fauser (= Insel-Bücherei 775), Frankfurt am Main: Insel 1962.
Literatur
Bernward von Hildesheim und das Zeitalter der Ottonen, Band 1, 1993, darin:
- Emst Schubert: Sachsen um das Jahr 1000, S. 209 ff.
- Wolfgang Petke: Sachsen und Slaven um das Jahr 1000, S. 217 ff.
- Friedrich Lotter: Die Juden zwischen Rhein und Elbe im Zeitalter Bernwards von Hildesheim, S. 225 ff.