Sakrale Themen
Sensibilität und angeborene Religiosität führten Wanda Bibrowicz zu sakralen Themen, die ihr immer nahestanden, da sie aus ihrer Lebenseinstellung resultierten. Sie vertrat die Meinung, dass künstlerische Weberzeugnisse hauptsächlich in sakralen Räumen präsentiert werden sollten. Ein Interesse für diese Problematik zeigte sie schon in Breslau, als sie das Werk "Schwarze Madonna", und in Ober-Schreiberhau, als sie "Den Heiligen Franziskus", "Den Heiligen Hieronymus", "Die betenden Frauen" schuf. In Dresden setzte sie diese Thematik fort, zunächst in der Zeichnung "Der gute Hirte" und im Teppich "Gloria in excelsis Deo". Die Arbeit "Madonna mit Kind" entwarf sie für eine Kirchenfahne.
Sakrale Themen erscheinen in beinahe allen Werken der Künstlerin, von den frühesten der Jugendzeit bis hin zu den letzten Arbeiten ihres Schaffens.
Eines der wichtigsten, sakrale Motive enthaltenden Werke der Künstlerin ist die um 1933 realisierte Auftragsarbeit für die neue katholische Kirche in Heidenau, das die Erfüllung ihrer inneren Mission darstellt.
Der erste für die Kirche in Heidenau hergestellte Gobelin "Der gute Hirte" war ein schmales Rechteck. In Form und Koloristik überragt die Arbeit die bisherigen Werke der Künstlerin. Sie zeigt Christus, der in seinem Arm ein Lamm hält, ein zweites schmiegt sich an seine Beine. Die Arbeit knüpfte inhaltlich an die Worte des Evangeliums nach Johannes an: "Meine Schäflein hören meine Stimme." Die senkrechte Form der Komposition unterstreicht den monumentalen Charakter des Werkes.
Die Attraktivität der Arbeit verursachte, dass die Künstlerin weitere Aufträge für ein Triptychon für die Apsis der gleichen Kirche erhielt. Das aus drei Teilen bestehende Werk umspannte die Wand hinter dem Altar auf ihrer gesamten Länge. Die Arbeit stellt Gottvater in Gestalt der Heiligen Dreifaltigkeit dar, den kniende Engel anbeten. Die Gestalten in natürlicher Größe bilden das Zentrum der Komposition, die insgesamt in grau-blauen Tönen gehalten ist.
Der letzte Gobelin für die Kirche in Heidenau wurde gewebt, als bereits Bomben auf Dresden vielen. Keine dieser Arbeiten ist erhalten geblieben. Eine Suche in der katholischen Gemeinde des Heiligen Georg in Heidenau, die im Jahre 2000 durchgeführt wurde, bestätigt die frühere Existenz der Gobelins, leider sind sie in der Nachkriegszeit in Mitleidenschaft gezogen worden und konnten nicht mehr restauriert werden.