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Martinshaus Rendsburg

Sei nahe in schweren Zeiten

Wir unternehmen mit dieser (im Diakonischen Werk in Rendsburg entstandenen) Handreichung zur Trauerbegleitung den Versuch, bekannte Texte und Hinweise aus der Trauerliteratur auf das Celler Modell für die Sterbebegleitung so zu beziehen, dass eine Verwandtschaft der beiden Curricula sichtbar wird.

Der Grundgedanke ist folgender: In der Sterbebegleitung geht es darum, aus dem Aktiv ins Passiv zu kommen, neben aktiven Fähigkeiten (im Grundkurs) auch eine eher passive Grundhaltung (im Vertiefungskurs) einzuüben, die es den Begleiterinnen und Begleitern ermöglicht, auf die Sterbenden hilfreich und unterstützend einzugehen.

Bei der Trauerbegleitung geht es darum, zunächst einmal stellvertretend für die Trauernden aus dem Passiv des Betroffenseins in das Aktiv des Trauerausdrucks (Grundkurs) zu gelangen und dann an sich selber die Erfahrung des Angenommenseins zu machen (Vertiefungskurs), um beides als Begleitende den Trauernden zueignen zu können.

Beide Male führt der Weg vom Aktiv (im Grundkurs) zum Passiv (im Vertiefungskurs), also von der Fähigkeit zur Haltung, aber die Durchgänge sind jeweils reziprok aufeinander bezogen: Der Grundkurs in der Sterbebegleitung wird Vertiefungskurs in der Trauerbegleitung, der Vertiefungskurs in der Sterbebegleitung Grundkurs in der Trauerbegleitung.

Aktiv und Passiv wechseln einander ab und ergänzen sich gegenseitig. Das mag zunächst etwas willkürlich und gekünstelt erscheinen, bewährt sich aber in der Praxis der Kurse als einleuchtender roter Faden:

  • Trauer klagt, fragt, bedenkt, erkennt, löst, dankt, segnet und gibt.
  • Trauerbegleitung vermittelt die Erfahrung von wahrgenommen, begleitet, gehört, verstanden, weitergegangen, geblieben, losgelassen und aufgestanden.

Diese reziproke Verschränkung der Schritte aus dem Kurs für Sterbebegleitung und dem Kurs für Trauerbegleitung soll darüber hinaus helfen, die Verbindung der Themen zu erkennen und in der Gestaltung der jeweiligen Kurse voneinander zu lernen bzw. aufeinander aufzubauen, was als Handlungs- und Beschäftigungsimpuls jeweils mitgegeben wird.

Wer mit dem Celler Modell vertraut ist, wird aus den dort beschriebenen didaktischen Vorschlägen für die Gestaltung der einzelnen Schritte auch Hilfen zur Gestaltung von Trauerkursen an zweimal acht Abenden mit der Grundstruktur "Ein-Blick in die Gruppe", "Meditation" und "Informationen und Anschauungsmaterial zum Thema" ableiten können. Die im Leitungshandbuch auf CD-ROM erwähnten Abläufe können dabei als erste Orientierung dienen.

Peter Godzik (Hrsg.), Sei nahe in schweren Zeiten. Handreichung zur Vorbereitung von Ehrenamtlichen in der Trauerbegleitung. Leitungshandbuch, Rosengarten b. Hamburg: Steinmann 2011 (CD-ROM), Vorwort S. 4-5.