Teynkirche in Prag
Maria Himmelskönigin im Bordesholmer Altar, Foto: Horst Appuhn

Leuchtzeichen am Weg

von Peter Godzik

In der Abendsonne leuchtete die vergoldete Figur der Maria Himmelskönigin am Turm der Teynkirche im sommerlichen Prag - ein Zeichen strahlender Hoffnung nach grauem sozialistischem Alltag. Eine Stadt in der Mitte Europas findet zurück zu ihrer Freiheit und zu ihrem Glauben - das war mein Eindruck während unserer Urlaubsreise in den Bayerischen Wald, nach Prag und ins Erzgebirge.

Überall brauchen Menschen Zeichen verlässlicher Hoffnung. Die Freiheit des Geldes, der Waren und Dienstleistungen allein genügt nicht. Es müssen andere Orientierungen hinzukommen, die etwas aufscheinen lassen von unserer Menschlichkeit, unserer Bereitschaft zum Teilen, unserer Gastfreundschaft gegenüber den Fremden, unserer tiefen Verwurzelung in abendländischer Kultur und Geschichte.

An diesem Sommerabend in Prag habe ich leuchten sehen, was ein Zeichen der Hoffnung für das vereinte Europa sein könnte. Die vergoldete Figur der Maria Himmelskönigin steht für mich für die biblische Verheißung, dass Gott sein Volk nicht auf Dauer den dämonischen Kräften überlassen wird (Offenbarung 12). So spricht sie auch aus dem Brüggemann-Altar im Schleswiger Dom zu uns: Gott rettet heraus und hilft überwinden, was unter uns eine große Versuchung zum Bösen und zum Unfrieden sein könnte.

Die goldenen Konfirmandinnen und Konfirmanden dieses Jahres (besonders des Jahrgangs 1946) wissen noch ein Lied davon zu singen, welcher Streit damals um ihre Seelen geführt wurde. Wohl denen, die sich leiten ließen von biblischen Vorbildern und den Segensworten vertrauten, die Hauptpastor Meyer ihnen nahezubringen versuchte. Sie haben in ihrer Jugend eine politische Wende erlebt, die sich unter anderen Vorzeichen in diesen Jahren ein zweites Mal in Europa vollzieht. Werden wir diesmal verstehen, worin unsere Zukunft liegt, oder werden wir wieder einmal alles verspielen um des kurzfristigen materiellen Vorteils willen?

Ein neuer Jahrgang von Konfirmandinnen und Konfirmanden beginnt in diesen Tagen mit dem Unterricht und wird im Gottesdienst der Domgemeinde begrüßt. Ob wir ihnen deutlich machen können, dass wir Lebensworte zu vermitteln haben, leuchtende Vorbilder, die helfen, ein Leben in Verantwortung vor Gott und den Menschen zu führen?

Propst Heyde entließ die Abendmahlsgäste am 13. Juli im Dom mit den Segensworten: "Weise mir, Herr, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit; erhalte mein Herz bei dem einen, dass ich deinen Namen fürchte" (Psalm 86,11). Um diese Konfirmation, um diese Befestigung unserer Herzen auf dem Weg durch unser ganzes Leben, geht es auch heute.

Die goldenen Konfirmandinnen und Konfirmanden kennen die Lebensworte, die sie getragen haben in den vergangenen fünfzig Jahren. Mögen die Jüngeren, die ihren Spuren folgen, auch solche Worte entdecken, die ihnen Leuchtzeichen auf dem Wege sein können. "Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege" (Psalm 119,105).

In: Dom-Informationen, August/September 1997.