Auf dem Weg nach Ratzeburg

von Peter Godzik

Liebe Gemeinden im Kirchenkreis Herzogtum Lauenburg,

den Wünschen Ihrer jeweiligen Redaktionsleiter komme ich gern nach und stelle mich Ihnen im Gemeindebrief zusammen mit meiner Familie vor.

Schon zweimal in meinem bisherigen Leben als Pastor der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche ging mein Blick nach Ratzeburg:

1987, nach 12 Jahren Gemeindepfarramt in der Kirchengemeinde Büdelsdorf bei Rendsburg, stand ich vor der Alternative, Referent im Lutherischen Kirchenamt der VELKD in Hannover oder Studienleiter im Pastoralkolleg der NEK in Ratzeburg zu werden. Ich entschied mich für Hannover, weil dort die einmalige Chance auf mich wartete, zeitlich begrenzt (nämlich für 6 Jahre) an der gemeinsamen Projektarbeit der lutherischen Kirchen in Deutschland teilzuhaben. Als Oberkirchenrat wurde ich zuständig für die Fortbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer (vor allem für das Pastoralkolleg der VELKD), für Seelsorgefragen (hier besonders für das Thema "Sterbende begleiten") und für den Dialog mit religiösen Gemeinschaften (darunter besonders für den Dialog mit den Mennoniten).

1993, nach Ablauf der zeitlich befristeten Referentenstelle im Lutherischen Kirchenamt, bewarb ich mich u.a. um die Stelle des Domprobsten in Ratzeburg, zog diese Bewerbung aber zurück, als mich Bischof Dr. Knuth bat, nach Schleswig an den Dom zu kommen. Wir kennen uns seit Jungschartagen in Flensburg und sind uns im Verlaufe unseres Lebens immer wieder begegnet, in der Nordelbischen Synode z.B. oder in der Bischofskonferenz und Kirchenleitung der VELKD.

Nun hat mich nach viereinhalb Jahren Dienst in der Domgemeinde Schleswig doch noch der Ruf nach Ratzeburg ereilt. Es sollte wohl so sein, daß ich in dieser schönen Stadt, auf die schon zweimal zuvor mein Blick gefallen war, meinen Dienst als Theologe tue: nun als Propst des Kirchenkreises Herzogtum Lauenburg und Pastor der Kirchengemeinde St. Petri zu Ratzeburg. Gerufen hat mich zunächst der Pröpstewahlausschuß des Kirchenkreises Herzogtum Lauenburg, gewählt hat mich dann die Lauenburgische Kirchenkreissynode. Ich bin für diesen Vertrauensbeweis dankbar und werde mich bemühen, Ihnen allen ein guter Förderer und Begleiter kirchlicher Arbeit im Kirchenkreis zu sein.

Als mir Bischof Karl Ludwig Kohlwage in Mölln zur Wahl gratulierte, da gaben sich nicht nur der Bischof von Holstein-Lübeck und der neugewählte Propst des Kirchenkreises Herzogtum Lauenburg die Hand, sondern auch der ehemalige Gemeindepastor in Flensburg-Mürwik und sein damaliger Kindergottesdiensthelfer. 35 Jahre ist es her, daß ich zum ersten Mal vor einer größeren Gruppe von Kindern die biblische Geschichte in der Christuskirche in Flensburg-Mürwik auslegte.

Auch aus anderen Gründen ist mein Blick gelegentlich auf Ratzeburg gefallen: Im Christophorushaus auf der Bäk fand 1971 eine Tagung schleswig-holsteinischer Theologiestudenten statt, die ich damals leitete; 1977 war ich wieder dort als Pastor mit einer Familienfreizeit. 1992 nahm ich als Oberkirchenrat an einer Klausurtagung der Lutherischen Bischofskonferenz im Domkloster teil und trug dort meine Thesen zur "Hoffnung über den Tod hinaus" vor.

In Ratzeburg wohnt jetzt das Pfarrerehepaar i.R. Christa und August-Wilhelm Lüpke, mit denen wir befreundet sind, seit wir uns 1979 das erste Mal im Rahmen der Partnerschaftsarbeit zwischen unseren Kirchen-gemeinden Greifswald und Büdelsdorf in Berlin begegneten.

Unser bedeutsamster Kontakt in den Kirchenkreis Herzogtum Lauenburg besteht seit 1985. In diesem Jahr kam unsere schwerbehinderte Tochter Mirjam (geb. 1975) in die Obhut von Schwester Maria von de Berg im Don-Bosco-Haus bzw. im Birgittenhof in Mölln. Hin und wieder haben wir sie dort besucht und auf dem Weg die Sterleyer Str. hinauf das Schild gesehen "Ratzeburg 11 km".

Nun ist es wahr geworden, was sich seit langem ankündigte: Wir werden gemeinsam in Ratzeburg wohnen, meine Frau Renate, die beiden Zwillingstöchter Anna und Katharina (geb. 1984) und ich, und damit wieder näher an unsere erwachsene Adoptivtochter Gloria (geb. 1969 in Bogotá/ Kolumbien) heranrücken, die auf Hof Bockum in der Nähe von Lüneburg lebt.

Meine Frau ist zum 1. Februar 1998 an die Realschule in Schwarzenbek versetzt worden und wird dort halbtags als Realschullehrerin für Englisch und Religion arbeiten, die beiden Zwillingstöchter werden in die Quarta der Lauenburgischen Gelehrtenschule gehen. Anna freut sich aufs Rudern (sie hat kürzlich ihre erste Medaille im Doppelzweier gewonnen) und aufs Theaterspielen, Katharina liebt den Jazz-Tanz und spielt schon sehr schön Querflöte.

Wir werden uns einleben, Sie kennenlernen und noch viel zu erzählen haben aus unserem jeweiligen Leben. Wir freuen uns, daß wir den neuen Anfang in Ratzeburg gemeinsam gestalten können, beschützt und begleitet von der Jahreslosung für 1998: "Lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat" (Epheser 5,2).

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Peter Godzik

P.S. Das beiliegende Bild zeigt mich bei einem Besuch meiner Vikarsgemeinde in Bogotá/Kolumbien im März 1997. Nach 25 Jahren durfte ich zum Jubiläum der dortigen Kindertagesstätte wieder einmal in Bogotá sein.